Ein Nachruf
Hansjörg Küster
Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Prof. Dr. Hansjörg Küster, der im Alter von 67 Jahren verstorben ist. Geboren 1956 in Frankfurt am Main, hat er sich als herausragender Geobotaniker und engagierter Hochschullehrer einen festen Platz in der Wissenschaftsgemeinschaft erarbeitet.
Von 1998 bis zu seinem Tod im Jahr 2024 prägte Hansjörg Küster als Professor für Pflanzenökologie das Institut für Geobotanik an der Universität Hannover mit. Zudem war er von 2004 bis 2022 ehrenamtlicher Präsident des Niedersächsischen Heimatbundes e.V. Für diese 18-jährige Tätigkeit und seine Verdienste um das Land Niedersachsen bekam er am 13. Mai 2023 durch Ministerpräsident Stephan Weil den Niedersächsische Verdienstorden 1. Klasse verliehen.
Des Weiteren war er von 2000 bis 2017 stellvertretender Vorsitzender der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover und hatte ab 2019 bis zu seinem krankheitsbedingten Rücktritt 2022 den Vorsitz der Reinhold-Tüxen-Gesellschaft e.V. inne.
Hansjörg Küster erlangte Bekanntheit durch seine wegweisenden Veröffentlichungen zur Geschichte des Waldes in Mitteleuropa sowie zur Landschaftsentwicklung in diesem Raum. Seine Forschungsgebiete erstreckten sich über die Grundlagen der Ökologie bis hin zur Vegetations- und Landschaftsgeschichte. Unter seiner Leitung wurden mehrere bedeutende Drittmittelprojekte der EU, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Volkswagen Stiftung erfolgreich durchgeführt.
Sein vielleicht bedeutendster Forschungsbeitrag fällt in seine Zeit als Leiter der Arbeitsgruppe „Vegetationsgeschichte“ an der LMU München. Er erarbeitete dort eine umfassende Darstellung der seit dem Neolithikum in Bayern südlich der Donau und Teilen Baden-Württembergs angebauten Kulturpflanzen und deren Kulturfolger. Daneben hat er vor allem in Südwestbayern Pollenprofile hochauflösend ausgewertet und damit die Vegetationsgeschichte im jeweiligen Gebiet bahnbrechend präzise rekonstruiert.
Hansjörg Küster hat sich früh nicht nur für die Biologie, sondern ebenso für die Vermittlung biologischen Wissens interessiert, wodurch er zahlreiche Studierende inspirierte und prägte. Seine Lehrtätigkeit war geprägt von einer tiefen Überzeugung für die Bedeutung der Ökologie und der Geschichte der Landschaft. Sein Engagement galt insbesondere dem Lehramt: So hat er nicht nur Fachbücher geschrieben, sondern seit seinem Kontakt mit der Biologiedidaktik auch Schulbücher. In seinen Lehrveranstaltungen, Exkursionen und Praktika wurde er nicht müde darauf hinzuweisen, welche Rolle die Ausbildung angehender Lehrkräfte für die Leibniz Universität Hannover spielt.
Nicht nur in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit hat sich Hansjörg Küster einen Namen gemacht. In zahlreichen Büchern und Aufsätzen analysierte er auf anschauliche Weise die Formung der mitteleuropäischen Landschaft, speziell auch des Waldes, durch menschlichen Einfluss. Seine Thesen, beispielsweise zur Holznot, präsentierte er nicht nur in wissenschaftlichen Publikationen, sondern popularisierte sie eindrücklich in Medienauftritten und Zeitungsbeiträgen. Durch seine Kooperation mit der Biologiedidaktik prägte er auch die Vorstellungen zahlreicher Schülerinnen und Schüler.
Während seiner Zeit in der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover (1998–2024) bereicherte er das Gesellschaftsleben durch zahlreiche Vorträge und vielfältige Exkursionen. Hervorragend durchorganisiert waren alle Exkursionen, unabhängig davon, ob es sich um eine Stadtteilexkursion durch Herrenhausen oder Kirchrode handelte, um eine 3-tägige Exkursion an die Elbe bei Dessau-Wörlitz oder um eine 6-tägige Exkursion mit Dr. Dieter Schulz nach Süddeutschland. Es gab stets eine Fülle an Informationen und seine Erläuterungen waren immer gut verständlich, keine Frage blieb unbeantwortet. Immer wieder hat er seine weitreichenden Kontakte für die Naturhistorische Gesellschaft Hannover genutzt, um Vorträge zu vermitteln oder Beiträge aus seiner wissenschaftlichen Arbeit für die Naturhistorica aufzuarbeiten.
Hansjörg Küster hinterlässt eine Lücke in der Welt der Biologie und der Biologiedidaktik. Sein Erbe wird jedoch weiterleben, nicht nur in den Werken, die er der Wissenschaft und der Öffentlichkeit hinterlassen hat, sondern auch in der Inspiration, die er zahlreichen Studierenden, Kindern sowie Kolleginnen und Kollegen zuteilwerden ließ. In Dankbarkeit und Respekt gedenken wir eines Mannes, der sein Leben der Erforschung und Vermittlung der Naturgeschichte gewidmet hat.
Jorge Groß
für die Biologiedidaktik an der Leibniz Universität Hannover
Ludger Schmidt
für die Naturhistorische Gesellschaft Hannover